- Bine
Loslassen
Das Loslassen wird so oft und so leicht als eine Art Allheilmittel beschworen und empfohlen. Als könnte man einfach bei jedem auftauchenden Problem oder jeder noch so kleinen Stromschnelle im Fluss des Lebens kurz mal die "Loslassen-Taste" drücken. Oder den "Ach-nee-doch-nicht-Schalter" umlegen. Lass los! Lass ihn los! Lass den Gedanken los! Lass dein Wollen los! Just let it go. Go with the flow.
Aber ist das so einfach? Einfach zu sagen, definitiv. Auch einfach umzusetzen?
Was bedeutet es überhaupt, etwas loszulassen. Etwas ziehen zu lassen. Etwas sein zu lassen. Etwas dem Universum zu überlassen.
Und macht es wirklich wirklich immer Sinn?
Was bringt es überhaupt?
Loslassen kann wehtun. Plötzlich verliere ich vertrauten Kontakt. Loslassen kann beängstigend wirken. Plötzlich muss ich mich alleine über Wasser halten!
Loslassen kann befreien. Endlich zieht und zerrt es nicht mehr an mir!
Loslassen kann beflügeln. Endlich hält mich nichts mehr auf!
Loslassen kann mitreißen. Endlich komme ich weiter!
Loslassen kann erleichtern. Endlich liegt die Verantwortung nicht mehr bei mir.
Ich denke, es kommt auf die Ausrichtung an, die ich beim Loslassen zeige.
Lasse ich frei, versöhnt, achtsam, bewusst und liebevoll, dann ist das Loslassen das Beste, was ich tun kann. Denn dann kann ich friedlich und zentriert ins Jetzt zurückkehren. Ins Jetzt, das ich vor lauter festhalten nicht mehr wahrnehmen und wertschätzen konnte.
Lasse ich los, indem ich mich auf ein Wagnis einlasse, indem ich es riskiere, den Boden unter den Füßen beim Sprung ins Unbekannte zu verlieren, dann habe ich die große Chance, irgendwo Unerwartetes landen und ankommen zu dürfen. Vielleicht sogar dort, wo ich immer sein wollte.
Lässt du dich drauf ein? Lässt du auch mal locker?
